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Stauffenberg-Mythos als Persilschein für Militarismus und Imperialismus

Geschichtsverklärung entlarven!


Bodenkrieg - Symbolbild (Quelle: Pixabay)
Symbol für Parlamentsvorbehalt
(Quelle: Pixabay)
GDN - Im Zuge des als Werbekampagne für weltweite Auslandseinsätze des Bundeswehr und deren Hochrüstung als Speerspitze der NATO gegen Russland inszenierten “Stauffenberg-Gedenkens“ sind - zum Glück! - auch kritische Stimmen laut geworden:
So hat ein renommierter Historiker und anerkannter Stauffenberg-Biograf am Gedenktag in der Frankfurter Paulskirche eine Annäherung an unbestreitbare historische Realitäten gewagt. Hierzu ein Link zu einer Fundstelle zu diesem begrüßenswerten Vorgang:

https://www.fr.de/frankfurt/frankfurt-erinnerung-hitler-attentat-gedenkstunde-paulskirche-12842956.html

Aus dieser Quelle zitiert der Verfasser sodann wie folgt:
“Denn Gastredner Thomas Karlauf, der Anfang des Jahres eine umfangreiche Biografie über den Hitlerattentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg vorgelegt hatte, nahm den Anwesenden in der Paulskirche die Illusion, dass der Oberst der Wehrmacht und seine Verbündeten aus Gewissensgründen gehandelt hätten. “Die Motive der Offiziere waren andere als die, die einem heute zuerst einfallen“, begann Karlauf. Es habe sich trotz des Holocaust und der vielen anderen menschlichen Verbrechen nicht um einen “Aufstand des Gewissens“ gehandelt, sondern um Patriotismus und politische Vernunft. Dahinter habe die Absicht gestanden, nach Hitlers Tod und vor dem endgültigen militärischen Zusammenbruch auf Augenhöhe mit den Feinden verhandeln zu können.“
Zu dieser historischen Sicht der Dinge ha der betreffende renommierte Historiker bereits wenige Tage zuvor in einem ausführlicherem Interview detailreich Stellung bezogen. Diese Quelle wird vom Verfasser ebenso wie folgt verlinkt

https://www.mdr.de/kultur/stauffenberg--thomas-karlauf-bu-100.htmlch

Auch hieraus erlaubt sich der Verfasser wie folgt zu zitieren:

"Die eigentliche Provokation ist, dass Karlauf behauptet, Stauffenberg sei es nur darum gegangen, Deutschland als Nation und als Staat zu retten, nachdem klar wurde, dass der Krieg verloren sei."
"Die Verbrechen der Nazis, besonders die Ermordung der Juden, habe für ihn und seine Tat keine Rolle gespielt. Und so antworte Karlauf auf die Frage, ob die Tat Stauffenbergs eine Gewissensentscheidung war wie folgt: "Das kann ich ganz klar mit einem 'Nein' beantworten."

Solch kritische und der von staatlichen Stellen gezielt geförderten diametral entgegen stehenden Darstellungen erfahren durch einen aktuellen Artikel zusätzliche Nahrung, den der Verfasser ebenso verlinkt - wie folgt:

https://www.wsws.org/de/articles/2019/07/22/bund-j22.html

Hieraus entnimmt der Verfasser sodann die folgenden sehr aussagekräftigen Passagen:
“Dass sich die herrschende Klasse bei ihrer Rückkehr zu einer aggressiven Außen- und Großmachtpolitik auf die Attentäter vom 20. Juli stützt, ist folgerichtig. Stauffenberg und seine Mitstreiter waren Vertreter des deutschen Militarismus, die mit der Tötung Hitlers vor allem die vollständige militärische Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg abwenden wollten. Sie waren keine Vorkämpfer “gegen Unrecht, Diktatur, Barbarei und Menschenverachtung“, wie Kramp-Karrenbauer in ihrer Rede behauptete, sondern vielmehr Gegner der wachsenden progressiven und sozialistischen Opposition unter Arbeitern und Jugendlichen, wie sie Widerstandsgruppen wie die Weiße Rose oder die Rote Kapelle zum Ausdruck brachten."
"Entgegen der von der Bundesregierung und allen etablierten Parteien verbreiteten Heldenpropaganda waren die Verschwörer vom 20. Juli mehrheitlich rechte Anti-Demokraten, Anti-Semiten und Nationalisten, die das Hitler-Regime lange unterstützt hatten und selbst tief in die nationalsozialistischen Verbrechen verstrickt waren.“

Diese Darstellung deckt sich zu 100 % mit dem Standpunkt des Verfassers.
“Merkels Aussage, die Verschwörer vom 20. Juli “mahnen uns, Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus in all ihren Erscheinungsformen entschieden entgegenzutreten“, kann man vor diesem Hintergrund nur als puren Zynismus verstehen. Genauso wie ihre Behauptung, “dafür [zu] sorgen, dass die Lehren aus der Geschichte nicht verblassen“."

"Tatsächlich machte das Gelöbnis im Bendlerblock deutlich, dass die herrschende Klasse - anders als die Mehrheit der Bevölkerung, die Militarismus, Faschismus und Krieg zutiefst verabscheut - keine “Lehren aus der Geschichte“ gezogen hat. Das zeigt das Gedenken an Angehörige der Wehrmacht genauso wie die Kriegspolitik der Bundeswehr und der Aufbau einer neuen rechtsextremen Partei."
“Bezeichnenderweise nahm für die AfD der frühere Bundeswehrsoldat und Referent im Verteidigungsministerium Rüdiger Lucassen am Zeremoniell im Bendlerblock teil, um der “mutigen Patrioten“ zu gedenken, die “unter dem Einsatz ihres Lebens die Ehre unserer Nation zu retten versuchten“.“

Genau das trifft den Nagel nach dem Dafürhalten des Verfassers auf den Kopf!

Es ist am diesem 75. Jahrestag des Stauffenberg-Attentats im Rahmen des staatlich inszenierten Gedenkens an dasselbe überdeutlich zutage getreten: Dass über eine Verklärung der historischen Realitäten ein Mythos zur Verherrlichung des Militärischen geschaffen werden soll - um die Hemmschwelle für Kriegseinsätze und Aufrüstung gezielt herab zu setzen.
So wurde das Gedenkritual ja an einen signifikant militaristischem Ort unter dezidiert militaristischer Ausgestaltung desselben abgehalten. Wobei dieser bewusst gesetzte Rahmen ja auch zur Glorifizierung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr genutzt wurde - und für die Aufrüstung dieser NATO-Armee eine Lanze gebrochen wurde.

Durch diese offen dargebotene kausale Verknüpfung wurde jedoch deutlich ersichtlich offenbart, dass eben dieses - historisch in dieser Art und Weise nicht fundierbare - “Heldengedenken“ zugunsten eines eingefleischten NS-Offiziers ein ganz konkretes Ziel verfolgt:
Nämlich einer neo-militaristischen, neo-imperialistischen und neo-chauvenistischen Großmachtpolitik des wiedervereinigten Deutschlands rund 30 Jahre nach dem Mauerfall die Türe zu öffnen - und den Weg zu bahnen.

In dieser von der Regierung getragenen und von Großindustriellen, Finanzkapitalisten sowie ggf. Teilen des Adels unterstützen Bestrebung sieht der Verfasser das mit Abstand größte Gefahrenpotenzial für die Zukunft Deutschlands. Die absolute Kernlehre aus der Geschichte Deutschlands in Bezug zur NS-Barbarei muss nach dem Verständnis des Verfassers gerade die konsequente Ächtung gerade dieser drei Tatbestände sein - die insoweit mit Hochdruck wiederbelebt zu werden scheinen:
Nämlich eine imperialistische mit chauvinistischen Zügen behaftete Großmachtpolitik, welche von einem ohnehin schon problematischen Wirtschaftsimperialismus in einen militaristisch geprägten Imperialismus übergeht.

Wobei zeitgleich durch Vertreter/innen einer solchen “Außen- und Sicherheitspolitik“ Bodeneinsätzen der Bundeswehr im Syrienkrieg ebenso das Wort geredet wird, wie eine Teilnahme an Marineeinsätzen im Persischen Golf gegen Iran ernsthaft erörtert wird. Die wahre Lehre aus der Geschichte muss aber sein - dass man sich genau dem widersetzten muss.
Nämlich eine imperialistische mit chauvinistischen Zügen behaftete Großmachtpolitik, welche von einem ohnehin schon problematischen Wirtschaftsimperialismus in einen militaristisch geprägten Imperialismus übergeht.

Wobei zeitgleich durch Vertreter/innen einer solchen “Außen- und Sicherheitspolitik“ Bodeneinsätzen der Bundeswehr im Syrienkrieg ebenso das Wort geredet wird, wie eine Teilnahme an Marineeinsätzen im Persischen Golf gegen Iran ernsthaft erörtert wird. Die wahre Lehre aus der Geschichte muss aber sein - dass man sich genau dem widersetzten muss.
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