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HU-Präsidentin kritisiert Studenten wegen andauernder Proteste

GDN - Die Präsidentin der Berliner Humboldt-Universität (HU), Sabine Kunst, hat deutliche Kritik an den Studenten geübt, die das Institut für Sozialwissenschaften (ISW) seit drei Wochen besetzt halten: "Der Langmut der Betroffenen nimmt ab. Ich würde grundsätzlich empfehlen, den Bogen nicht zu überspannen", sagte Kunst der "Welt".
Mit "großer Toleranz" habe es bisher keine Einschränkungen des Protests gegeben. "Aber so wie die Situation jetzt ist, ist das in den nächsten Wochen nicht mehr durchzuhalten. So können wir die Lehre nicht aufrechterhalten", sagte Kunst. Eine polizeiliche Räumung sei jedoch kein Thema: "An dem Punkt sind wir nicht", stellte Kunst klar. Seit dem 23. Januar halten Studenten das Institut besetzt. Sie protestieren damit gegen die Entscheidung der HU, den Soziologen Andrej Holm kündigen zu wollen. Er soll bei der Einstellung an der Universität im Jahr 2005 falsche Angaben gemacht und seine Stasi-Mitarbeit in einem standardisierten Fragebogen verschleiert haben. Holm bestreitet, gegenüber seinem bisherigen Arbeitgeber darüber bewusst falsche Angaben gemacht zu haben. Zwei Tage vor Erklärung der Universität war Holm bereits als Bausenator der rot-rot-grünen Koalition in Berlin zurückgetreten und damit einer Entlassung durch Berlins Bürgermeister Michael Müller (SPD) zuvorgekommen. Kunst warf den Studenten mangelndes Gespür für ein Fehlverhalten Holms vor: "Es gibt diesen Grundgedanken: Warum stellen die sich wegen ein paar Kreuzen an der falschen Stelle so an? Wo das Problem liegt, wollen und können einige offenbar nicht nachvollziehen. Es ist schwierig zu vermitteln, dass Holm als Mitglied der Universität über etwas Wichtiges die Unwahrheit gesagt hat", sagte Kunst. Sie komme sich deshalb manchmal vor wie ein Wanderprediger und sehe sich zudem zu Unrecht von Seiten der Studenten dem Vorwurf ausgesetzt, eine "Verwaltungsmaschine" zu sein. Derzeit blockieren tagsüber bis zu 200 Personen das Institut; nachts sind es bis zu 50. Inzwischen sind die Besetzer der Institutsleitung aber ein Stück weit entgegengekommen. Drei Räume sollen wieder teilweise für Lehrveranstaltungen geöffnet werden, damit Studenten, die Klausuren schreiben wollten, nicht unter "Repressalien" wie etwa BAföG-Kürzungen leiden müssten. Dass Holm tatsächlich an das Institut für Sozialwissenschaften zurückkehrt, scheint indes ausgeschlossen: "Nach der Faktenlage, nach all dem, was wir wissen, steht die Entscheidung, Herrn Holm zu kündigen. Darin hat sich nichts geändert", sagte Kunst. Holm hatte angekündigt, dagegen klagen zu wollen.
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